Festplattenkiller Dauerbetrieb
IDE vs. SCSI

Immer weiter dringen die preisgünstigen IDE-Festplatten in Märkte vor, wo sie vor noch nicht allzulanger Zeit nichts zu suchen hatten. Moderne IDE-Platten bieten mittlerweile recht ordentliche Werte, was Zugriffszeiten und Datentransferraten betrifft. Zwar können selbst in der Geschwindigkeit die neuen IDE-Speicherriesen den aktuellen SCSI-Konkurrenten immer noch nicht das Wasser abgraben, aber nicht zuletzt spielt der Preis bei der Kaufentscheidung keine unwichtige Rolle und in vielen Einsatzgebieten kann man mit etwas weniger Performance gut auskommen. SCSI-Festplatten können bis zu viermal teurer sein, als IDE-Geräte. Zudem müssen immer noch bei den meisten Computern SCSI-Hostadapter extra hinzugekauft werden, was bei vernünftiger Qualität mit weiteren hohen Kosten zubuche schlägt.

Somit finden die preisgünstigen IDE-Festplatten auch immer häufiger in Servern Verwendung, auf denen zum größten Teil äußerst empfindliche Daten lagern. Nicht zuletzt bei Webspaceanbietern fragt man sich oft, wodurch so hohe Preisunterschiede bei der privaten oder geschäftlichen Webpräsenz zustande kommen. Hier wird meistens enorm am Personal, aber auch an zuverlässiger Technik gespart. Systemausfälle und das Wegfallen der gehosteten Internetauftritte fallen immer wieder vor allem bei den großen namhaften Billiganbietern auf.

Sind die günstigen IDE-Alternativen denn nun wirklich so empfehlenswert? Selbstverständlich lässt sich auch eine Festplatte in der Zuverlässigkeit messen und diese Daten können benannt werden. Der Fachmann spricht hier von dem Wert MTBF. Dieser Begriff steht für "Mean Time Between Failures". Die mittlere Zeitspanne zwischen Fehlern. MTBF dient für die Kennzeichnung der Zuverlässigkeit eines Geräts und ist als Durchschnittswert anzusehen.

Nur weil die SCSI-Festplatten eine MTBF mit einer Millionen Stunden höhere Zuverlässigkeit versprichen als die fünfhundert Tausend einer IDE-Festplatte, zur SCSI zu greifen und deutlich mehr Geld auszugeben? Dann verstreichen also statt umgerechnet über einhundert Jahre nur gut über fünfzig Jahre, bis die Festplatte einem Defekt erliegt? Mal ehrlich, wen würde das dann noch interessieren?

Aber Vorsicht! - Festplattenhersteller geben in ihren Datenblättern und Werbebroschüren nicht an, wie die Berechnung dieser extrem hohen Zuverlässigkeit zu Stande kommt. So wird natürlich gerne verschwiegen, dass IDE-Festplatten im Gegensatz zu den SCSI-Laufwerken nicht ausdrücklich für den Dauerbetrieb konzipiert sind. Laufen sie dennoch rund um die Uhr, können die IDE-Drives deutlich schneller einem Defekt erliegen.

Der frühere Edel-Festplattenhersteller IBM erregte Aufsehen mit der Angabe, dass die empfohlene Laufzeit der IDE-Festplatte Deskstar 120GXP "nur" etwas über dreihundert Stunden pro Monat sein sollte. Immerhin hat ein Monat aber siebenhunderzweiunddreißig Stunden. So ganz freiwillig hat IBM diese Spezifikation wohl sicherlich jedoch nicht veröffentlicht. Das Vorgängermodell, die Deskstar 75GXP, sorgte Anfang 2001 durch Ausfälle bei vielen Anwendern für Ärger. IBM erlitt dadurch einen gewaltigen Imageverlust. Auch heute greifen viele ehemals überzeugte IBM-Fans seltener zur IBM-Festplatte. Der üble Nachgeschmack und nicht zuletzt der recht unkulante Support seitens IBM kostete den Globalplayer rückläufige Absatzzahlen, die nun mühsam zurück erkämpft werden müssen.

IBM-SCSI IBM1 IBM2

Die 75GXP-Serie hatte mit gravierenden Fertigungsproblemen, sich zersetzenden Magnetschichten bis hin zum Hitzetod zu kämpfen. Je höher die Laufzeit pro Tag war, desto schneller kam der endtgültige Datenverlust. Aber es sei klar erwähnt, nicht nur IBM-Festplatten sind niemals für den zuverlässigen Dauerbetrieb ausgelegt gewesen.

Es kam sogar zur Klage gegen IBM. In Kalifornien reichten Privatanwender eine Klage gegen IBM ein. In der Anklageschrift heißt es, IBM preise die Deskstar 75GXP fälschlicherweise als zuverlässiges Laufwerk an. Durch einen Designfehler oder durch Fertigungsmängel führe die Festplatte aber unwiderruflich zum Verlust der Daten und Programme. Die Festplatten stellten nach einem lauten Klacken beziehungsweise kratzendem Geräusch den Betrieb gänzlich ein.

IDE-Festplatten sind aber keineswegs für den Marathonbetrieb, sondern eher für Etappeneinsätze ausgelegt, dokumentierte IBM mit der Vorstellung der Deskstar 120GXP. Für Diskussionen sorgte eine kleine erstmals veröffentlichte Angabe im Datenblatt der Deskstar 120GXP. Dort heißt es neben "designed to protect user data" nun auch "recommended power-on hours (monthly) 333". Die neue Deskstar ist also explizit für einen Betrieb von 333 Stunden im Monat spezifiziert. Umgerechnet sind das 11 Stunden Laufzeit pro Tag - ein Wert, den beispielsweise Internetanwender mit Flatrate schnell überschreiten. Prinzipiell ist IBM aber nur ehrlich. Der Hersteller legt mit der 333h-Angabe erstmals offen, was der Rest der Plattenindustrie gerne verschweigt: IDE-Festplatten sind nicht für den Dauerbetrieb ausgelegt. Inzwischen hat IBM die Laufzeit-Spezifikation wieder aus den Datenblättern der Deskstar entfernt. Es stellt sich aber noch die Frage, ob die Festplatte durch das Löschen einer Zeile aus dem Da tenblatt ausfallsicherer ist.

Aber nicht nur IBM empfiehlt für seine IDE-Festplatten eine bestimmte Nutzungsdauer pro Monat. Auch andere namhaften Festplattenspezialisten wie Seagate und Western Digital gehen bei ihren IDE-Laufwerken ebenfalls von keinem Dauerbetrieb aus. Angaben finden sich allerdings nicht in den Datenblättern der IDE-Laufwerke.

Seagate Western Digital

Wie Western Digital öffentlich angab, basieren die Zuverlässigkeitsangaben ihrer IDE-Festplatten auf einer Laufzeit von sechzig Stunden pro Woche. Im Monat entspricht das nur zweihundertvierzig Stunden und somit noch weniger als bei IBM. Seagates IDE-Festplatten werden im typischen Betrieb sogar noch weniger genutzt. Zumindest nimmt der Hersteller dies bei der Auslegung seiner Festplatten an: Nur acht (!) Stunden pro Tag und das dann auch nur noch fünf Mal in der Woche. Daraus resultiert eine durchschnittliche Laufzeit von einhundertdreiundsiebzig Stunden monatlich.

Aber es scheint auch anders zu gehen. Der Hersteller Maxtor geht von voller Stundenzahl pro Monat Betrieb aus. Denn laut Thomas Astheimer, Manager Customer Engineering bei Maxtor, gibt es bei deren IDE- und SCSI-Festplatten keine qualitativen Unterschiede. Beide Laufwerksgattungen sind für den Dauerbetrieb ausgelegt. Ein Blick in die Datenblätter von Maxtors IDE- und SCSI-Festplatten zeigt allerdings doch ein paar Unterschiede. Während das aktuelle SCSI-Modell "Atlas 10K III" eine Ausfallrate von weniger, als 0,9 Prozent verspricht, müssen IDE-Laufwerke mit 1,0 Prozent auskommen.

Wie ist die Zuverlässigkeit der Laufwerke nun eigentlich definiert? Die "Lebenserwartung" einer Festplatte spezifiziert der MTBF-Wert. Die Mean Time Between Failure ist der Durchschnittswert für die Zeitspanne zwischen Ausfällen des entsprechenden Geräts. Der MTBF-Wert hat sich industrieweit als anerkanntes Instrument für die Fehlerhäufigkeit etabliert und kommt nicht nur bei Festplatten zum Einsatz.

Bei den SCSI-Festplatten liegt der MTBF-Wert wie schon erwähnt typischerweise bei einer Millionen Betriebsstunden. Hält das Laufwerk somit tatsächlich über einhundert Jahre durch, bevor es auf dem Elektroschrott landet? Nein, denn die tatsächliche Lebensdauer von Festplatten ist nur auf fünf Jahre ausgelegt. Die MTBF ist lediglich ein Indiz für die Ausfallwahrscheinlichkeit des Laufwerks. Ein Beispiel: Tausend Festplatten mit einer MTBF von je einer Million Stunden sind ein Jahr lang im Betrieb. Dann ist auf Grund der MTBF davon auszugehen, dass achteinhalb Laufwerke einem Defekt erliegen. Die MTBF errechnet sich typischerweise aus der Anzahl von Samples multipliziert mit den Betriebsstunden geteilt durch die Ausfälle in dem Testzeitraum. Hat eine Festplatte nun eine MTBF von fünfhundert Tausend Stunden, so gilt dieser Wert nur, wenn sie innerhalb der vom Hersteller vorgegebenen Bedingungen arbeitet. Denn die Zuverlässigkeit einer Festplatte hängt wesentlich von der Belastung und de r Umgebung ab. Hier spielen beispielsweise auch Kühlung der Festplatte und die Fragmentierung der Daten eine Rolle.

Nahezu alle Festplattenhersteller sind sich darüber im klaren, dass teure SCSI-Festplatten überall dort zum Einsatz kommen, wo sie tagtäglich vierundzwanzig Stunden ihren Dienst zu verrichten haben. SCSI-Laufwerke sind auf Serverbetrieb ausgelegt. Sie sind daher nicht nur immer noch etwas schneller, sondern auch erheblich robuster im Dauerbetrieb.

Generell bestimmen aber nicht nur die Betriebsdauer jeder Festplatte über deren Lebensdauer, sondern auch die Umstände, in der sie arbeiten muss. Je mehr sich deren Köpfe bewegen, weil die Daten auf der Platte stark fragmentiert vorliegen und je häufiger Schreib- und Lesezugriffe erfolgen, desto kürzer lebt die Platte. Wird zudem nicht für ausreichende Luftzirkulation im Rechner gesorgt, kommt jede Festplatte dem Hitzetod ein Stückchen näher. Das Datenrettungsunternehmen Ibas bekommt sehr oft defekte SCSI-Festplatten aus Servern zugesendet. Nicht, weil die Platten vielleicht unzuverlässig sind, im Gegenteil, der Ausfallgrund ist Überhitzung durch mangelnde Kühlung. Absolut tödlich ist auch die Kondensation, wenn der Rechner beispielsweise aus kalter Umgebung in warm wohlmöglich noch feuchte Räume gebracht und nahezu sofort in Betrieb genommen wird. Hier sollte jedes Gerät mehrere Stunden Zeit zur Aklimatisierung bekommen, um sich der neuen Umgebungstemparatur anpassen zu können. Auch Spannungsversorgung, Schock und Vibration sind potenzielle Datenkiller.

Quantum Toshiba

Der preislich starke Unterschied der SCSI-Festplatten gegenüber der IDE-Konkurrenz ist auch auf Grund hoher Drehzahlen von 10.000 und 15.000 U/min zu erklären. Hier findet eine aufwendigere Mechanik Einsatz. IDE-Festplatten drehen dagegen mit "nur" 5400 und 7200 U/min. Die Magnetarmkonstruktionen sind bei SCSI wegen der deutlich kürzeren Zugriffszeiten straffer ausgelegt. Zur Realisierung der schnellen Positionierung ist der Aktuator im Vergleich zu IDE-Geräten mit mehr Windungen und stärkeren Magneten ausgestattet. Die hohen Drehzahlen fordern bei SCSI-Festplatten stärkere Motoren. Dieser Aufwand ist notwändig, um den absoluten Dauerbetrieb bei solch hohen Anforderungen zu gewährleisten. Im Servermarkt eine unzuverlässige Festplatte anzubieten kann sich kein namhafter Hersteller leisten. Gewerbliche Daten bilden schon in vielen Unternehmen das gesammte Firmenkapital. Würden solche Daten durch eine unzuverlässige Serverfestplatte im Nirvana verschwinden, kann ein bis dahin gesundes Unternehmen ohne Backup an den Rand des Konkurses kommen. Daten sind auf dem Servermarkt daher sehr viel mehr wert, als die teuerste SCSI-Festplatte. Hier sich Sparmaßnahmen bei der Hardware zu überlegen und auf die billige IDE-Schiene zu setzen, von der nicht einmal der Hersteller selbst vom zuverlässigen Dauerbetrieb ausgeht, kommt dem russischen Roulette schon sehr nahe.

Das Problem mit den IDE-Festplatten ist keineswegs, dass sie unzuverlässiger geworden sind. Im Gegenteil, die MTBF stieg in den vergangenen Jahren. Ein hoher Anteil der Laufwerke arbeitet aber einfach nicht mehr in der Umgebung oder unter den Bedingungen, wie es sich die Plattenhersteller ursprünglich vorstellten: tagsüber an und nachts aus.

Festplattenhersteller haben diese Problematik zum Teil schon erkannt und arbeiten bereits schon an speziellen Serverversionen von IDE-Festplatten. Fujitsu ist bereits einen Schritt weiter gegangen und hat im März diesen Jahres eine spezielle 24-7-Version der 2,5-Zoll-IDE-Festplattenfamilie "MHR2xxxAT" vorgestellt. Die 24-7-Version ist für den Dauereinsatz konzipiert und soll primär in Blade-Servern Einsatz finden. Auch IBM bietet von den Mobile-Festplatten Travelstar 40GH und 60GN Versionen für den Dauerbetrieb an.

Aus aktueller Sicht gibt es bei absolutem Dauerbetrieb bei wichtigem Datenbestand keine Alternativen zum zuverlässigen SCSI-System. Wer hier spart, handelt in dem Moment fahrlässig, wenn er nicht wenigstens Eigentümer solcher Daten ist, wie es beispielsweise bei den großen Serverparks unseriöser Webspaceanbieter der Fall ist. Für Privatanwender, die ihren Rechner tatsächlich nicht über acht Stunden täglich eingeschaltet lassen, ist lediglich der Preis entscheident. Auf SCSI kann hier wohl mittlerweile verzichtet werden, da moderne IDE-Technologie enorm leistungsfähig geworden ist.

Doch was tun, wenn die Festplatte doch defekt ist? Was viele Anwender gar nicht wissen - fast alle Hersteller geben auf ihre Festplatten mehrere Jahre Garantie. Bei SCSI-Laufwerken sind sogar sieben Jahre keine Seltenheit. Aber auch bei IDE-Laufwerken findet man oft eine Herstellergarantie von drei oder fünf Jahren. Eine solche Festplatte kann man dann oft zum Hersteller direkt schicken und erhält dann Ersatz. Schadenersatzansprüche für den Datenverlust lassen sich in Deutschland jedoch eher unwahrscheinlich durchsetzen. Mancher Hersteller gibt auch keine mehrjährige Garantie auf sogenannte "OEM"-hergestellte Festplatten. Hier ist die Garantiezeit auf die gesetzlich festgelegte Frist beschränkt. OEM-Festplatten finden in der Regel in fertigen Komplettsystemen Verwendung. Die Garantiezeit der Festplatte passt sich dadurch der Garantiezeit des kompletten Rechnersystems an.

Gebt Euren Daten ein sicheres zuhause und vergesst niemals, ein aktuelles Backup zu erstellen - dann seit Ihr immer auf der sicheren Seite.

Euer Higgins Cord Hagen

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